Dürrenmatt als Maler und Zeichner

Dürrenmatts Bildwerk entstand seit seiner Jugend parallel zum literarischen Werk, blieb aber lange Zeit praktisch unbekannt. In seinen „dramaturgischen“ Bildern nimmt Dürrenmatt oft Motive mythologisch-religiöser Traditionen auf. Die Sammlung des Centre Dürrenmatt umfasst ca. 1000 Einzelbilder und verschiedene Hefte.

Foto: Monique Jacot, 1963.
Foto: Monique Jacot, 1963.
© Monique Jacot / Fotostiftung Schweiz

Als angehender Student schrieb Dürrenmatt 1941 an seinen Vater: „Es handelt sich nicht darum zu entscheiden, ob ich ein ausübender Künstler werde oder nicht, denn da wird nicht entschieden, sondern das wird man aus Notwendigkeit. [...] Das Problem liegt ja bei mir ganz anders. Soll ich malen oder schreiben. Es drängt mich zu beidem."

Hin- und hergerissen zwischen der Malerei und Literatur entschied sich Dürrenmatt damals für den Beruf des Schriftstellers, doch hat er während seines ganzen Lebens immer gezeichnet und gemalt. Abgesehen von einigen Karikaturen und Buchillustrationen blieb sein Bildwerk jedoch lange unbekannt.

„Meine Zeichnungen sind nicht Nebenarbeiten zu meinen literarischen Werken, sondern die gezeichneten und gemalten Schlachtfelder, auf denen sich meine schriftstellerischen Kämpfe, Abenteuer, Experimente und Niederlagen abspielen", schrieb Dürrenmatt 1978 einleitend zum ersten Bildband seiner Werke.

Die Bilder stehen meist in lockerem Bezug zu seinen literarischen Texten und zeigen vor allem mythologische und religiöse Motive wie beispielsweise das Labyrinth und Minotaurus, den Turmbau zu Babel oder die Kreuzigung. Mehrfach hat Dürrenmatt auch ganze Bilderzyklen parallel zu einzelnen Texten wie „Es steht geschrieben" (1946), „König Johann" (1968), „Minotaurus. Eine Ballade" (1985) oder „Midas oder Die schwarze Leinwand" (1990) gezeichnet.

Geprägt wurde Dürrenmatts Bildwerk ohne Zweifel durch den Expressionismus. Aber auch Künstler wie Bosch, Brueghel, Piranesi, Goya und der mit ihm befreundete Schweizer Maler Varlin hatten massgeblichen Einfluss auf sein Bildwerk.

Friedrich Dürrenmatt beim Zeichnen, 1948 Foto: Rolf Jeck
Friedrich Dürrenmatt beim Zeichnen, 1948 Foto: Rolf Jeck

Das Centre Dürrenmatt ist im Besitz von rund 1000 Einzelbildern, einer Reihe von Heften mit Kinderzeichnungen von Friedrich Dürrenmatt sowie gezeichneten Bildergeschichten für seine eigenen Kinder.

Neben der Sammlung des Centre Dürrenmatt gibt es umfangreiche Sammlungen in Privatbesitz, insbesondere von der Familie des mit Dürrenmatt befreundeten Wirts und Kunstsammlers Hans Liechti, Grenchen.

Inventar des Bildwerks von Friedrich Dürrenmatt: Aufruf an private Sammler und Sammlerinnen

Selbstporträt, 1982
Friedrich Dürrenmatt, «Selbstporträt», 1982, Gouache, 102 x 72 cm, Sammlung Centre Dürrenmatt Neuchâtel
© CDN/Schweizerische Eidgenossenschaft

Das Centre Dürrenmatt Neuchâtel arbeitet an einem Inventarisierungsprojekt, welches die möglichst vollständige Erschliessung des gesamten Bildwerks von Friedrich Dürrenmatt beinhaltet.

Aus diesem Grunde möchte das Centre Dürrenmatt mit ihm bisher unbekannten privaten Besitzern von Bildwerken von Friedrich Dürrenmatt in Kontakt treten und bittet diese, sich bei der Adresse rechts zu melden.

https://www.cdn.ch/content/cdn/de/home/friedrich-duerrenmatt/maler-und-zeichner.html