«Havel’s Place» mit einem Friedensbaum

Permanente Kunstinstallation in den Gärten des CDN

Havels Place

Das Kunstprojekt «Havel's Place», das zum Dialog und zum Nachdenken einlädt, ist Václav Havel, dem Dramatiker, letzten Präsidenten der Tschechoslowakei und ersten Präsidenten der Tschechischen Republik, gewidmet. Das Friedenssymbol, das an über 50 Orten weltweit zu finden ist, besteht aus einem runden Tisch, in dessen Mitte eine Linde wächst, und zwei Stühlen. Auf dem Tisch ist ein Zitat von Václav Havel eingraviert: «Wahrheit und Liebe müssen über Lüge und Hass siegen.»

Der «Havel's Place» im Garten des CDN würdigt die Freundschaft zwischen Friedrich Dürrenmatt und Václav Havel. Er wurde am 22. November 2025 anlässlich des 35. Jahrestags von Friedrich Dürrenmatts Rede «Für Václav Havel» am 22. November 1990 eingeweiht. Realisiert wurde das Kunstprojekt «Havel's Place» vom CDN in Zusammenarbeit mit der Botschaft der Tschechischen Republik in der Schweiz und der Dagmar und Václav Havel Stiftung VIZE 97 in Prag.

Praktische Informationen

Der Zugang zum «Havel's Place» ist während der Öffnungszeiten des CDN, mittwochs bis sonntags von 11.00 bis 17.00 Uhr, kostenlos möglich.

Friedrich Dürrenmatt (1921–1990) und Václav Havel (1936–2011)

Die beiden Theatergrössen waren seit langer Zeit in Freundschaft verbunden. Sie teilten eine gemeinsame Weltanschauung und setzten sich für Werte wie soziale Gerechtigkeit, Menschenwürde und Meinungsfreiheit ein.

Mehrere Werke Friedrich Dürrenmatts, des noch heute am meisten übersetzten, gelesenen und gespielten Schweizer Schriftstellers und Malers, wurden ins Tschechische und Slowakische übersetzt. Seine Stücke werden bis heute regelmässig in Tschechien und der Slowakei aufgeführt.

Beide widmeten einen grossen Teil ihres Lebens dem Theater, über das sie ihr nonkonformistisches Denken vermittelten. Havel wurde dafür zensiert und inhaftiert, Dürrenmatt hingegen konnte sich in seinem Land ein Leben lang frei äussern.

Als das tschechoslowakische Volk im März 1968 seinen Prager Frühling begann, war Dürrenmatt vor Ort und besuchte die Aufführung seines Theaterstücks «Die Widertäufer», das sich als höchst subversiv erweisen sollte. Seine Stücke wurden in der Folge bis zum Ende des kommunistischen Regimes verboten.

Dürrenmatt war ein aufmerksamer Beobachter des Weltgeschehens. Im Gegensatz zu Václav Havel engagierte er sich nicht politisch, bezog aber dennoch regelmässig öffentlich Stellung. Als im August 1968 die sowjetischen Panzer einrückten, organisierte er eine Veranstaltung in Basel, um gegen die Niederschlagung des Prager Frühlings zu protestieren und seine Solidarität mit seinen Kollegen, Freunden und Künstlern zu bekunden. Dürrenmatts Rede endete mit folgendem Satz: «In der Tschechoslowakei verlor die menschliche Freiheit in ihrem Kampf um eine gerechtere Welt eine Schlacht, doch nicht den Krieg.»

1977 war Václav Havel einer der Mitbegründer der «Charta 77», einem leidenschaftlichen Plädoyer für die Menschenrechte. Dürrenmatt war einer der allerersten, der das Manifest in der Schweiz offiziell unterstützte.

Am 22. November 1990, vor 35 Jahren, erhielt Václav Havel, Präsident und Dramaturge bei seinem ersten offiziellen Besuch in der Schweiz den prestigeträchtigen Gottlieb-Duttweiler-Preis. Bei dieser Gelegenheit hielt Friedrich Dürrenmatt die denkwürdige Rede «Für Václav Havel», in der er die Schweiz mit einem Gefängnis verglich, in dem jeder zugleich Gefangener und Wärter sei.

Madeleine Betschart, Direktorin des CDN von 2015 bis 2025 und Initiantin des Projekts, erinnert daran, dass Dürrenmatt diese geschichtsträchtige Rede im Arbeitszimmer schrieb, das nur wenige Schritte vom «Havel's Place» entfernt liegt. Dasselbe Arbeitszimmer wurde zwischen 2021 und 2025 mehrmals zur Theaterbühne, als diese Rede von Omar Porras inszeniert und vorgetragen wurde.

Die Rede klingt heute wie ein Testament, denn Friedrich Dürrenmatt verstarb nur wenige Tage später, am 14. Dezember 1990.

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